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BITTE KEINE EXPERIMENTE! LAUTET DIE RICHTLINIE Gewiss: eine Einrichtung wie der Deutsche Buchpreis funktioniert als Durchlauferhitzer für die Shortlist-Romane und erst recht für das Siegerbuch. Sie wirkt aber auch als mächtige Mainstreaming-Agentur in Richtung traditionellen Erzählens. Bitte keine Experimente!, lautet die Richtlinie. Irreführenderweise wird in den Buchpreis-Statuen behauptet, man wolle "den besten deutschsprachigen Roman des Jahres" auszeichnen. Damit sind jedoch, wie sich spätestens mit der Kür von Julia Francks Roman "Die Mittagsfrau" offenbart, eher folgende Qualitäten gemeint: Unterhaltsamkeit, Benutzerfreundlichkeit und leichte Lesbarkeit, sprachliche Eingängigkeit und formale Gefälligkeit ohne großeoff, von stilistischen Anspruch, dazu ein rundum anschlussfähiger Stoff, vorzugsweise aus dem Mittelstandsmilieu, in populärer, weichgespülter Aufbereitung (Familienroman, Generationsroman, Beziehungsroman), der bei geringem ästhetischem Risiko hohe Verkäuflichkeit garantiert. In dieser Logik ist der bestverkäufliche auch der beste Roman. Gekürt wird der den größten Erfolg versprechende Mainstream-Roman des Jahres. Und dies mit freundlicher Unterstützung des Feuilletons. (skandalös!)