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[color=red][b] "Verdrehte Welt"[/b] Um Ihnen das Thema Diskriminierung behinderter Menschen etwas näher zu bringen, möchte ich Ihre Vorstellungskraft fur kurze Zeit herausfordern. Nehmen wir an, Sie sind Politiker/in. Stellen Sie sich vor, dass die sonst übliche Morgenlektüre der Tageszeitung für Sie nicht mehr möglich ist, weil sämtliche Zeitungen auf Grund eines Putsches durch die Behindertenbewegung nur noch in Blindenschrift erscheinen. Im Radio hören Sie, dass zukünftig alle Bücher nur noch in Blindenschrift erscheinen werden. Diejenigen, die die Blindenschrift nicht beherrschen, können sich diese Materlialien ja bei Gelegenheit von Bekannten, die blind sind, vorlesen lassen. Damit nicht genug. Aus dem Radio erfahren Sie, dass für Sie, da Sie nicht behindert sind, besondere Beförderungsbestimmungen gelten. Sie dürfen nicht mit ihrem Auto fahren. Sie dürfen keinen Bus, keine Straßenbahn, keinen Zug und keine U-Bahn benutzen. Sie dürfen nur einen Sonderfahrtendienst benutzen, und das nur 8-mal im Monat. Manchmal dürfen Sie einen Krankenwagen benutzen, obwohl Sie nicht krank sind und zwei junge Herren im klinischweißen Kittel begleiten Sie zur Arbeit, ins Kino oder halt zu ihren Freunden. Dem nicht genug! Nachdem Sie den ersten Schock überwunden haben und der Malteser-Hilfsdienst oder der Arbeiter-Samariter-Bund Sie zur Arbeit gebracht haben, kommen Sie sich auf der Arbeitsbebesprechung sehr hilflos vor. Sie verstehen gar nichts. Seit heute sind alle Besprechungen in Gebärdensprache. Frustriert und die Welt nicht mehr verstehend, versuchen Sie in einem Café in der Nähe Zuflucht zu finden, um die Lage zu überdenken. Doch Sie kommen nicht hinein. Sie haben keine besondere Scheckkarte zur Verfügung gestellt bekommen, um in Cafés, Kinos oder Restaurants zu kommen. Für die Toilettenbenutzung gilt das Gleiche. In zähen Verhandlungen mit der Behindertenbewegung, die jetzt an der Macht ist, haben Sie erreicht, dass einige öffentliche Toiletten ohne besondere Scheckkarte zu benutzen sind. Resigniert und gleich empört über die für Sie neue Lebenssituation, die Aussonderung bedeutet, beschließen Sie, mit Ihresgleichen einen Erholungsurlaub in der Türkei anzutreten. Sie hoffen, dass sich die Lage danach wieder entspannt hat. Beim gemütlichen Essen im Restaurant beschweren sich behinderte Gäste, dass Sie immer über Golf, Aktien und Anstand reden. Die Tatsache, solche bedrückenden Themen mit anhören zu müssen, so sagen sie, würde den Urlaubsgenuss erheblich beeinträchtigen. Kurz nach Ihrer Rückkehr erreicht Sie ein Schreiben vom Reisebüro, bei dem Sie die Reise gebucht haben. Es tut ihnen leid, schreiben sie, dass sie in Zukunft für Sie keine Reise mehr buchen, aber Ihre fast vergessenen behinderten Tischnachbarn aus dem Urlaub haben auf Schadensersatz geklagt. Das Gericht hat ihnen leider Recht gegeben. Es habe unanfechtbar festgestellt, dass die Anwesenheit von Nichtbehinderten eine Minderung des Urlaubsgenusses darstellt und es Urlaubern, die Erholung von ihren Allragssorgen suchen, nicht zumutbar sei, sich auch noch während der Urlaubszeit zwangsweise mit den Problemen dieser Welt - Golf, Aktien und Anstand- zu beschäftigen, und dieses besonders bei Einnahme der Mahlzeit. Keine Angst, dieses war nur ein Gedankenspiel und im Grunde ist die Welt doch gar nicht so schlecht. Oder? Alles, was Sie sich jetzt mit viel Fantasie vorstellen müssen, ist für behinderte Menschen Realität. Behinderte Menschen erleben täglich diese Aussonderung und Diskriminierungen der beschriebenen Art.