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Vermutlich nur ein Satz Ich sitze im Bus wie jeden Tag, aber heute ist etwas anders. Kurz nachdem ich eingestiegen bin, bemerke ich, dass ich meinen Mp3-Player in der Schule vergessen habe. Nun liegen 45 Minuten vor mir in einem Bus, welcher zu 60% mit Förderschülern und zu 35% mit Förderschulabsolventen voll gestopft ist. Dreißig Minuten vergehen mit Themen wie Ärsche und Titten, Schwänze oder Spalten. Der Altersdurchschnitt der Insassen liegt bei etwa 12 Jahren. Zwei etwa 16-jährige Jungen unterhalten sich über Mädchen, die sie sich nackt vorstellen. Ich frage mich, warum ein mutmaßlich gebürtiger Deutscher ein so falsches und gebrochenes Deutsch spricht. Es fallen etwa 20 Mädchennamen, bei den meisten davon ekeln sie sich. Nun erfolgt ein rasanter Themenwechsel. Der eine Junge sagt: „Wenn ich 18 bin, kaufe ich mir eine Waffe und mache es wie da in Amerika, wie in Counter Strike knall’ ich alle ab.“ Kaum hatte er diesen Satz beendet, schießt mir Columbine durch den Kopf. Die Bilder der Kameraaufnahmen in der Schule, die weinenden Schüler, die Toten und auch das, für die Medien schuldige, Computergame Counter Strike. Ich sehe ihn mir an. Ein unauffälliger Durchschnittstyp mit Jeans, schulterlangen Haaren, aussagelosem Shirt. Ich gehe die Optionen, die ich habe, durch. Man sollte so etwas der Polizei melden, aber was soll jene dagegen tun, es war schließlich nur ein Satz. Nichts ist passiert, zumindest noch nicht. Ich werde schweigen. Nebenbei bemerke ich, dass der andere Junge ruhiger wird, auffallend still sogar. Immer noch erstarrt, fassungslos und schockiert steige ich an meiner Haltestelle aus und frage mich, ob ich mir in zwei Jahren Vorwürfe machen werde, wenn es nicht nur bei diesem Satz geblieben ist.