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Der Kobold Ein alter Kobold wollt es wagen, fand sein Schicksal ach zu dumm. Sprach zum Meister: „Herr, seit Tagen, arbeit ich mich bei Euch krumm.“ „Will nicht fegen, will nicht putzen. All das fällt mir viel zu schwer. Will die Füße lieber nutzen, um zu reisen bis ans Meer.“ Gesagt, getan, nahm er den Besen zum letzten Male in die Hand. Zerbrach ihn, als wär’s nix gewesen. Winkte fröhlich und verschwand. Was war der Kobold froh und munter, als er nun schritt den langen Pfad. Und fragte sich, wie viele Wunder die Welt für ihn zu bieten hat. Zum Mittag fand er einen Baum Der ihm geeignet schien zur Rast. Lag schlafend dort im tiefsten Traum ein äußerst selten schöner Gast. Die Freud war groß, als er das sah, und leise schlich er sich heran. Da’s nicht mehr all zu oft geschah, dass man ein Einhorn sehen kann. Doch schreckte hoch das schöne Tier und hat ihn böse angeschaut Denn waren wohl in seiner Gier, des Kobolds Füße viel zu laut. Dann auf des Kobolds lieben Gruß sprach zu ihm das Einhorn kalt „Der Jugend sitze ich zu Fuß, Doch du bist dafür viel zu alt.“ Wie traurig war darauf sein Herz, als er verbittert zu ihm rief: „Ein wahrlich unverschämter Scherz, doch meine Rache, die sitzt tief.“ Als später dann das Einhorn schlief, Schlich er sich heimlich auf den Baum. Wo er zu dunklen Geistern rief „Verschmutzt soll sein der weiße Flaum!“ Die Geister kamen auf sein Fleh’n Und machten ihre Arbeit schnell Sie schmierten völlig ungeseh’n Voll Pech das reine weiße Fell. Im Walde dann spät nachts um zwölfe, Sah er des Liebreiz Angesicht. Doch auf sein’ Gruß hin sprach die Elfe: „Das Kleine Volk, das grüß ich nicht.“ Da sagte er: „Dies fordert Strafe, denn Arroganz ist hier nicht knapp“ Und schnitt ihr heimlich dann im Schlafe All die schönen Haare ab. Am Nächsten Tage auf dem Schilde Das mitten vor dem Stadttor stand. Sah er von Feiernden ein Bilde Das zeigte was im Schloss stattfand. Da Sprach der Kobold voller Freude: „Dieses Fest, dass muss ich sehn. Das Tanzen all der schicken Leute, drum will ich schnell zum Schlosse gehen.“ Doch vor dem Schlosse hat der Herold ihm sogleich den Weg versperrt. Rief ihm böse: „Halt Herr Kobold, Nur für Gäste, machet kehrt!“ Ausgeladen schwor er wütend Rache an dem Adelspack. Daher sprach er, Unsinn brütend: „Mit Euch, da treib ich Schabernack.“ Spät am Abend auf dem Feste Nahm erst alles seinen Gang. Jeder gab von sich das Beste, Lachte, tanzte bei Gesang. Doch die Freude ging zu Ende, als der Kobold gut versteckt. Genau zur Stund der Tageswende Den schlimmsten Streich hat ausgeheckt. Kaum der Gong die Stund geschlagen, Schwand der Tänzer stolze Zier. Alle Kleider, die getragen. Fort gehext in bös Manier. Lachend zog der Kobold weiter, und ließ zurück die Menschenschar. Die bis heute nicht gescheiter, wer der Dieb der Kleidung war. Nun am Ende seiner Reise stand er staunend vor dem Meer. Sprach dann auf zufried’ne Weise. „Nur dies zu sehn war mein Begehr“ 2005 Ithildair