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Die Jubelschreie der Passagiere wehten mir wie ein Orkan entgegen als der Wagen mit lautem Rattern an mir vorüber schoss. Ich stand an der Abzäunung und beobachtete die vielen Menschen die sich auf den Ritt mit der langen und kurvenreichen Achterbahn eingelassen hatten. Ich mochte ihre Freude und den Jubel nicht ganz verstehen, was hatte es schon für sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in die tiefe zu schnellen. Mich hatte so etwas noch nie wirklich gereizt, aber ich wollte auch teil daran haben. Es faszinierte mich und ich wollte verstehen.
Ich stellte mich also in die Schlange und wartete ab bis ich endlich an der Reihe war ein zu steigen. Ich bekam einen Platz ganz vorne und hatte eine Zweierbank für mich alleine. Scheinbar wollte niemand mit mir zusammen fahren aber das irritierte mich nicht besonders, war ich es doch schon gewohnt das Menschen mich mieden.
Der Wagen rumpelte los und wurde langsam von einer Kette eine künstliche Steigung hinauf gezogen. Ich schloss die Augen und gähnte kurz.
Ein weißer Pferde Kopf drehte sich zu mir um und schaute mich aus einem riesigen blaugrauen Auge an, öffnete das Maul und …sprach: „Halt dich gut fest.“
Ich schaute mich um, ich saß rittlings auf einem weisem Pferd das im schnellen Galopp über eine Wiese lief. Kein Sattel hielt mich fest und nirgends waren Zügel zum festhalten. Nur die Mähne flatterte im Wind und peitschte mir gelegentlich durchs Gesicht da ich ziemlich weit vorne, fast schon auf dem Hals des Tiers saß. Eine Bewegung aus dem Augenwinkel ließ mich den Kopf drehen. Ein gewaltiger Flügel breitete sich langsam aus, wuchs in die Länge und streckte sich seitlich von dem Tier weg. Federn, so lang wie mein Unterarm drehten sich in Windrichtung. Der Kopf des Pegasus senkte sich. Ein Ruck ging durch seinen Körper als es sich kräftig mit den Beinen Abstieß. Der Oberkörper des Tieres schnellte dabei dermaßen nach oben das ich ihm die Arme um den Hals warf um nicht hinten Über zu fallen. Die Flügel Hieben auf den Wind und brachten uns mit jedem Schlag ein Stück höher. Panik kam in mir auf als ich unsren kleiner werdenden Schatten auf dem Boden sah. Ich war nicht geschaffen für solche Höhen und es gab nicht wirklich etwas zum Festhalten. Endlos schien der aufstieg, die Bahn kippte gerade über die Kuppel der Steigung als das Pegasus zu mir Sprach „Vertraue mir, wenn du an mich glaubst werde ich dich nicht fallen lassen.“ Die Flügel zogen sich zusammen, knickten in der Mitte ein und bildeten sich zu zwei Pfeilspitzen die an der Seite des Rückens Hingen. Das Pegasus kippte nach unten, zwischen den Ohren konnte ich noch sehen was es anvisierte. Ein kleines Wäldchen das tief unter uns lag. Wir schossen herab. Unsre Haare wurden vom Wind gefasst in dem Versuch sie uns von den Köpfen zu reißen. Ich packte die mir entgegenflatternde Mähne und hielt mich verkrampft an ihr fest. Der Wald kam immer näher. Ich sah einen Baum der unser Blickfeld ausfüllte und schloss erschrocken die Augen. Die Achterbahn erreichte die erste Kurve und das Pegasus kippte nach rechts, vollführte eine Elegantes Ausweichmanöver um den Baum herum. Einer Wilden Hetzjagd gleich jagten wir durch den Wald, Äste streiften uns aber hinterließen keine Spuren. Das Pegasus wich gekonnte den dicken Stämmen aus in dem es seinen Körper im rechten Moment zur Seite neigte, als würde es einer vorgeschriebenen Bahn folgen. Wir brachen durch den Saum des Waldes, Die Flügel breiteten sich wieder gleichmäßig aus und trugen uns in einem Gleitflug über einen See. „Vertraust du mir“ fragte das Tier. Über das Rauschen des Windes hinweg rief ich „Ja ich vertraue dir“ und erntete unzählige verstörte Blicke. „Dann lass los und fühle den Wind“ Das Pegasus strecke einen Huf aus und pflügte damit durch die Oberfläche des Sees. Ich schaute hinab und sah unser Spiegelbild im aufgewühlten Wasser. Ich fühlte mich mit einem mal so frei. Die Sonne winkte uns mit einem Lachen von oben herab zu. Um uns herum konnte ich Horden von Schwänen sehen die vom See aufstiegen und unsren Flug flankierten. Ich winkte. Ich breitete die Arme aus und fühlte den Wind zärtlich meine Gesicht streicheln. Ich Schrie, so laut ich nur konnte. Ein Jubeln das tief aus den glücklichsten Gefühlen meines Herzens kam. Die Passagiere der Achterbahn kicherten dabei und wechselten verstohlene Blicke. Die Schwäne stimmten in meinen Schrei ein und überall um uns herum brachen Fische durch die Oberfläche, machten einen weiten Bogen und tauchten wieder ins Wasser um ein Stück weiter neu hervor zu springen. Der See verschwand unter uns und wich einem roten Meer. Rosen so weit das Auge reichte sendeten mir ihren Duft entgegen. Das Pegasus drehte Kopf „Hab keine Angst, beug dich herab und pflück ihr eine“
Ich vertraute ihm, daher lehnte ich meinen Körper weit zur Seite. Ich fiel nicht herunter. Meine Hand streckte sich weit nach unten. Das Pegasus zog die Beine so dicht an den Körper wie es konnte und ging tiefer bis die Blüten seinen Bauch streiften. Ich griff zu, keine Dornen verletzten meine Hand und ich hielt meinen Fang hoch. „Gut gemacht und nun halt dich wieder fest.“ Wir hatten das Feld bereits hinter uns gelassen und gleiteten dich über einer Wiese. Die Beine meines Freundes fingen an in der Luft zu laufen bis der erste Huf den Boden berührte. Die Flügel klappten vollständig ein und kamen an den Flanken des Pferdekörpers zum Ruhen während er langsam weiter lief. Die Achterbahn blieb mit einem Ruck stehen. Ich schaute in das mir zugewandte Auge des Pferdekopfs und lauschte seinen letzten Worten „Solange du an uns glaubst, werden wir da sein.“ Die Sicherheitsgurte sprangen auf und brachten Unordnung in die Passagiere. Alle versuchten so schnell wie möglich ihren Platz zu verlassen. Ich war der letzte der ausstieg. Langsam ging ich die Stufen des Ausgangs hinab und ignorierte das Gelächter der anderen Passagiere. Ich drückte die Rose fest an mein Herz und lachte über mich selbst. Keiner wusste woher ich sie her hatte, denn sie war noch nicht da als ich eingestiegen bin. Nur ich kannte die Wahrheit von dem Ritt auf einem Pegasus.
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