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[b]De erste Oktober 2005[/b]
Tja, wo soll ich anfangen?
Ich war im Kulti. Nein, es ist nichts Aufregendes passiert. Irgendwie war es komisch.
Anfangs war es sogar okay. Es waren nicht so viele Leute da, die ich zwar kannte, aber nicht sehen wollte. Diese mehrten sich nach der Zeit. Na ja, was solls.
Ich hab allen brav Hallo gesagt. Viele sind sogar aus Bechstedt und die habe ich auch über Wochen oder gar Monate nicht mehr gesehen, obwohl „wir“ nur eine 180 Seelen Gemeinde sind. Bei manchen dieser Leute war es wohl gut, dass ich sie so lange nicht sah, bei anderen weniger.
Nun ja, ich bin also gefahren. Das Wetter ist deprimierend. Es regnet in Strömen und das schon den ganzen Tag. Es ist wirklich an der Zeit in eine Herbstdepression zu verfallen. Aber die Blöße möchte ich mir jetzt noch nicht geben. Außerdem habe ich gar keinen Grund dazu.
Über die Anwesenheit einiger Personen freute ich mich sogar. So z.B. die meines Ex-Freundes. Obwohl der Begriff „Ex-Freund“ wohl übertrieben ist, da ich es nur ganze drei Wochen mit ihm ausgehalten habe. Trotzdem habe ich mich gefreut, ihn seit langem mal wieder begrüßen zu dürfen. Natürlich hatte er wieder zu viel getrunken, und sah so irgendwie gar nicht gut aus. Aber das war mir relativ egal. Er war da. Und ich möchte jetzt nicht bewirken, dass die Leser denken, ich wäre noch scharf auf ihn. Ich hab ihn gesehen. Hab gesehen, dass er lebt und es ihm gut geht und das reicht. Mehr wollte ich gar nicht.
Bei meinem anderen Ex ist das anders. Mit ihm war ich zwei Monate zusammen bis ich ihm den Laufpass gegeben habe. Er war auch wieder total betrunken – ich scheine eine Vorliebe für Männer zu haben, die dem Alkohol verfallen sind – und machte schließlich mit irgendeiner Assi-Punkerin rum, welche nach ihm einen Kumpel – seinen und meinen – auch mal ranließ. Tja, so ist das eben heutzutage. Traurig.
Bis zu einem bestimmten Punkt des Abends war es okay. Ich behaupte nicht, dass ich Spaß hatte, aber es war okay. Was genau der Knackpunkt war, sodass ich beschloss zu gehen, weiß ich nicht. Vielleicht habe ich einfach nur eingesehen, dass es mir nicht mehr das gibt, was es mir damals gab. Diese ganze Veranstaltung. Die ganzen betrunkenen Leute. Alle diese Bekannten.
Als ich noch regelmäßig zu dieser Lokalität ging, war es wohl der Alkohol der mich das alles ertragen ließ. Aber auf den musste ich ja heute verzichten.
So stand ich nun dort inmitten der Leute, die wild um mich herum stürzten, sich unterhielten oder tanzten und fühlte mich auch eine Art und Weise doch allein. Einsam nicht, aber allein.
Ich fragte mich, ob es dort wirklich Freunde gäbe. Ich beantwortete es wohl mit nein, da ich schon recht früh, jedoch später als sonst, die Veranstaltung verließ.
Nun, was soll ich sagen?! Bin ich zu alt für so was oder einfach zu abgestumpft oder vielleicht sogar zu nüchtern?
Der Gedanke an eine Person kam in mir auf. Ich wollte ihn verdrängen – habe das auch relativ gut geschafft. Wie? Ich habe einfach an etwas Schönes gedacht. Ja, richtig. Ich hatte tatsächlich einen schönen Gedanken im Kopf.
Es war der Gedanke daran, dass diese Menschen, die dort tatsächlich Spaß hatten, genau das wollten was sie da taten. Sie waren dort, weil sie es wollten. Weil es ihnen Spaß machte.
Und ich wusste, dass ich dort nicht hingehörte. Ich wollte es nicht.
Deswegen bin ich wohl gegangen. Mit einem Lächeln auf den Lippen, dem Regen im Haar und der Hoffnung darauf, dass irgendwann etwas Anderes kommen wird. Etwas was ich will und was mir Spaß macht.
Irgendwann.
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