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adorno minima moralia 103 Heideknabe. - Was man ohne realen Grund, scheinbar von fixen Ideen besessen, am meisten fürchtet, hat den schnöden Hang, Ereignis zu werden. Die Frage, die man um keinen Preis hören möchte, bringt ein Subalterner mit perfid freundlicher Teilnahme vor; die Person, von der man die Geliebte am ängstlichsten fernzuhalten wünscht, wird diese, und wäre es über dreitausend Meilen Entfernung, dank wohlmeinender Empfehlungen gewiß einladen und jene Art von Bekanntschaften herbeiführen, von denen die Gefahr droht. Es steht dahin, wieweit man selber solche Schrecken fördert; ob man etwa jene Frage durchs allzu eifrige Verschweigen dem Hämischen auf die Zunge legt; ob man den fatalen Kontakt provoziert, indem man in albern destruktivem Vertrauen den Vermittler bittet, nicht vermitteln zu wollen. Psychologie weiß, daß, wer das Unheil sich ausmalt, es irgend auch will. Wieso aber kommt es so eifrig ihm entgegen? Auf die paranoide Phantasie spricht etwas in der Realität an, die von jener verbogen wird. Der latente Sadismus aller errät untrüglich die latente Schwäche aller. Und die Verfolgungsphantasie steckt an: wann immer sie begegnet, sind Zuschauer unwiderstehlich dazu getrieben, sie nachzuahmen. Das gelingt am leichtesten, wenn man ihr zum Recht verhilft, indem man das vom anderen Gefürchtete tut. »Ein Narr macht viele« - die abgründige Einsamkeit des Wahns hat eine Tendenz zur Kollektivierung, die das Wahnbild ins Leben zitiert. [...]