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>>Sag mal, ist es Dir eigentlich nicht aufgefallen, das ich immer noch am Leben bin?<< Ich schwieg betroffen, und er blickte wieder mit einem nachdenklichen Ausdruck in die Ferne. >>Mir ja<<, fuhr er langsam fort. >>Ich wundere mich im Grunde jeden Tag darüber. Weißt Du eigentlich, wie es um mich steht?- Der französische Doktor in Algier sagte zu mir : >Der Teufel begreife, wie sie noch immer umherreisen mögen! Ich rate Ihnen, fahren sie nach Hause und legen Sie sich ins Bett!< Er war immer so geradezu, weil wir jeden Abend zusammen Domino spielten. Ich lebe doch noch immer . Ich bin beinahe täglich am Ende. Ich liege abends im Dunkeln,- auf der rechten Seite, wohlgemerkt !-Das Herz klopft mir bis zum Hals, es schwindelt mir, daß mir der Angstschweiß ausbricht ,und dann plötzlich ist es , als ob der Tod mich anrührte .Es ist für einen Augenblick ,als stehe alles still in mir ,der Herzschlag setzt aus, die Atmung versagt. Ich fahre auf ,ich mache Licht, ich atme tief auf, blicke um mich, verschlinge die Gegenstände mit meinen Blicken. Dann trinke ich einen Schluck Wasser und lege mich wieder zurück ;immer auf die rechte Seite! Allmählich schlafe ich ein. Ich schlafe sehr tief und sehr lange, denn ich bin eigentlich immer todmüde. Glaubst Du , daß wenn ich wollte ,mich einfach hinlegen könnte und sterben? (...)<< Aus "Der Wille zum Glück " von Thomas Mann