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Das Zeitalter, in dem Filme nämlich nicht mehr viel mehr sein werden als die Trailer für die entsprechenden Spiele. Kann man prima finden oder scheiße oder es kann einem auch egal sein wie nur was. Dem KulturSPIEGEL ist es ein Cover wert, immerhin, und die anderen üblichen Verdächtigen aus Presse, Funk und Fernsehen werden wohl nachziehen, wie es schon bei GTA4 vor einem Jahr der Fall war. Erfahren Spiele nun endlich die gesellschaftliche Anerkennung, die ihnen jahrzehntelang teilweise zu unrecht verwehrt wurde? Werden hier die Matrixbewohner der nächsten Generation gezüchtet oder wanzen sich die Massenmedien an eine neue, potentielle Zielgruppe heran? Ist Gamestar der neue SPIEGEL, SPIEGEL die neue Gamestar? Vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht: Nach wie vor nimmt man Gamer nicht besonders ernst, werden virtuelle Identitäten in MMOs als eine Art moderne Spielzeugeisenbahnspinnerei abgetan und man gratuliert Ex-Zockern dazu, sich von ihrem Alter Ego nach einigen Jahren wieder getrennt zu haben. Daß es mittlerweile eSport-Ligen gibt, deren Stars weit mehr verdienen als der typische Arbeiter von sagenwirmal Opel: geschenkt.
Daß Menschen ihr komplettes real life via Farming bestreiten, zehn, zwölf, vierzehn Stunden in Online-Rollenspielen die immergleichen Bereiche von NPCs säubern für ein bißchen Ingame-Geld, das dann qua ebay und co. für echtes Geld verkauft wird: eine Ausnahmeerscheinung. (Gleichwohl nimmt Automatisierung in typischen Werkshallen von sagenwirmal Opel schon groteske Formen an, wenn eine handvoll Personen heute Maschinen überwachen, die die gleiche Arbeit leisten wie vor 20 Jahren 100 Arbeiter von Hand, aber das sei woanders thematisiert..)
Nun also 'Avatar'. Frische, blaue Polygongesichter, die realer wirken als alles bisher Gesehene: Werden sie eine Revolution einläuten? Immerhin ist es der erste Film des Titanic-Regisseurs James Cameron seit etwa zwölf Jahren. Und auch Titanic wirkte neu, unverbraucht, beeindruckend und mit cgi vollgestopft. Alles neuer, blauer und besser also?
Wahrscheinlicher ist, daß hier einmal mehr klassisches Marketing mit den bekannten Methoden zu neuen Höchstformen aufläuft. Mit 'Avatar' will und wird Geld verdient werden, von dessen Produzenten ebenso wie von den Nutznießern der Medien, der Politik und anderer Institutionen.
Eine tatsächlich kritische Rezeption würde erst stattfinden, wenn es das Videospiel hinein in die Hörsäle der europäischen Universitäten schaffen würde, wenn tatsächlich einmal ernsthaft untersucht würde, was dieses neue Medium zu leisten vermag, im Guten wie im Bösen. Aber solange sich Professoren lieber über französische Filme aus dem letzten und Photographien aus dem vorletzten Jahrhundert auslassen, werden die Kinobesucher einmal mehr zu dem werden, was sie im Umgang mit Massenmedien seit deren Erfindung schon immer wurden und blieben: tendenziell unmündige Konsumenten. Viele mehr, wenige weniger.[/color][/b]
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