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[b]Die Diamanten - Eine Novelle[/b]
Er rannte. Sein Gewissen plagte ihn. Die Schuld war nicht mehr reinzuwaschen. Die strahlende Sonne erleuchtete die Perlen seiner Tränen, die langsam auf den Boden seiner inneren Wüste tropften. Er blieb stehen. Denn sie kamen ihm entgegen. Zornige Blicke waren auf ihn gerichtet. Fehler begeht der Mensch. Doch manche Schwächen kann man nicht verzeihen. Die Entgegenkommenden waren seine Freunde, in deren Augen die Anklage zu sehen war. Sie traten selbstsicher und mit ruhigen Schritt auf ihn zu. Statt der gewöhnlichen freudigen Begrüßung, wie es unter Freunden üblich ist, herrschte seelische Kälte zwischen den Freunden. Verzweifelt ging er einige Schritte zurück und stolperte, so dass er sich auf den kargen Boden wiederfand. Einer seiner Freunde näherte sich und bewegte seinen Arm so, als wolle er ihm die Hand reichen. Doch eine geballte Faust öffnete sich. Diamanten funkelten im Glanz des Mittages. Der Verzweifelte erschrak. Sein Gesicht verwandelte sich in die Starre eines steinernes Abbildes, auf dem der Zerfall der Existenz nur allzu sichtbar war. Das Urteil war gefallen. Nun gab es kein Entrinnen mehr. Die edlen Steine sprachen ihr Wort und sie führten ihm seinen Frevel klar vor Augen. Sie erzählten ihm von der verführerischen Form, die ihn dazu trieb, sie zu begehren. Seine ungesättigte Gier konnte nur dadurch befriedigt werden, wenn er die sie in seinen Händen hielt. So bestahl er seine Freunde, die sogar bereit gewesen wären, ihm die funkelnden Kristalle im Zeichen äußerster Not zu geb. Doch er betrog sie. Die Erfüllung und Besänftigung seiner Wünsche trieben ihn zu diesem Frevel. So führte dann die Gier dann ihren inneren Kampf mit dem Gewissen, das sich schon bald zu Wort meldete. Doch die Diamanten waren es auch, die ihn dann verraten hatten. So funkelten sie aus dem Versteck hervor. Dies bemerkten die Freunde und erschauerten. Die Unruhe ergriff ihn. Er warf diese verruchten Steine weg und rannte fort. So war er an dem Punkt angelangt, an dem er sich jetzt befand, als Ausgestoßener auf dem Boden der Tatsachen. Die eisige Kälte war aus dem Gesicht des Freundes nicht gewichen. In seinen Augen war ein flehender Blick nach Gnade. Doch der Freund hielt an seinen Prinzipien fest. Er warf die verruchten Steine ihm vor die Füße und wandte sich von ihm ab. Auch die anderen Freunde kehrten ihm den Rücken. Er sah sie mit dem selben gemäßigten Schritt gehen, mit dem sie auch gekommen waren. Zutiefst betrübt kauerte er auf dem Boden und stieß wütende Flüche auf sein eigenes Versagen aus, was ihm ja dieses große Leid beschert hatte. Doch dafür war es zuspät. Einzig die verruchten Diamanten blieben in seiner Nähe. So kam es, dass er immer mehr dem Wahnsinn verfiel. Sein körperlicher Zerfall war unaufhaltsam. So kam es, dass er niedersank, während die Diamanten im Schein der Sonne funkelten. Die Freunde jedoch, die nach diesem Ereignis heimkehrten, gingen stillschweigend in ihre Kämmerlein und blieben dorthin für sich allein. Jeder von ihnen ließ einige Tränen auf das Laken fließen und achtete dabei darauf, nicht in ihrem Trübsal erkannt zu werden.
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