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[i]Hier eine Kostprobe meiner Kurzgeschichten, für alljene, die sich die Mühe machen wollen[/i] Sein Blick streift die Dächer der Häuser, wie so oft schon. Die Lichter der Stadt spiegeln sich in seinen kalten Augen, verlieren sich in seinen Tränen. Der Wind zerwühlt sein Haar, fegt es in sein Gesicht, doch er ignoriert es, steht statt dessen auf. Kalt ist es hier oben, doch friert er nicht. Seine Füße tragen ihn einige Meter vorwärts, doch hält er inne, blickt hinunter auf die Straße. Selbst zu später Stunde sind sie noch voll, voll mit Menschen. Wie widern sie ihn an, diese Menschen, ihre Körper von Gift getränkt, ihre Seelen von der Sucht nach Vergnügen verzerrt, und ihr Geist zerklüftet vom Fluß der Informationen. Wie hasst er sie diese Menschen, wissen sie doch nicht einmal warum und wofür sie eigentlich leben. So befinden sie sich stetig auf der Suche nach irgend etwas, nur damit ihnen nicht plötzlich klar wird, dass sie eigentlich schon immer nach nichts anderem suchen, als nach sich selbst und ihrer Seele. Ob es ihnen doch vielleicht irgendwann bewusst werden wird? Nein, er schüttelt den Kopf, sicher nicht, dumm und naiv wie die Menschen nun mal sind wohl niemals. Da krabbelt eine Spinne über seinen Schuh, er sieht ihr zu wie sie mit ihren sechs Beinen geschwind über den Boden läuft. „Ungeziefer!“, sagt er laut und mit Bestimmtheit. Ja, das ist es was ihr Menschen seid. Da wäre er doch lieber ein Insekt als ein Mensch. Keine Rasse dieses Planeten ist so krank wie die des Homo Sapiens. Da töten sie sich gegenseitig und wissen nicht einmal warum. Da quälen sie sich gegenseitig und wissen nicht warum. Da reden sie sich gegenseitig ein unabhängig zu sein, können aber doch nicht ohne einander. Da behaupten sie, sie würden Frieden auf Erden wollen, während sie eine Waffe laden. Da sagen sie, sie würden die Umwelt schützen, während sie in einem Sportwagen die Luft ersticken. Natur ist etwas so kostbares, und doch ist es bloß ein Dorn im Auge des futuristisch denkenden Menschen. Sie fällen die Bäume, stoppen die Flüsse, töten das Tier und roden das Land. Wozu? Für Häuser und Wohnungen der Menschen, schließlich nimmt die Bevölkerungszahl ja auch stetig zu. Aber sind sie es wert? Sollte man nicht lieber einige der selbigen töten? Würde das überhaupt jemand bemerken, ist wohl die größere Frage. In dieser Gesellschaft, in der ja doch jeder nur an seiner eigenen Existenz, seinem eigenen Wohl und Vergnügen interessiert ist. Kümmert sich eigentlich noch jemand um den anderen? Gibt es noch Freundschaft? Oder ist das möglicherweise alles mit den Wäldern verschwunden? Ist die Menschheit an die Existenz der Natur gebunden? Aber falls das tatsächlich der Fall seinen sollte, warum ist dann nur die Freundschaft verschwunden und nicht der Mensch mit ihr? Oder sind etwa schon alle innerlich tot, ohne Freunde? Er hat keine Freunde, braucht er auch nicht. Mit solchen Geschöpfen will er nicht reden müssen. Sie sind doch die eigentlichen Ausgeburten der Hölle. Kamen auf die Erde und fingen an sie zu zerstören. Was haben die Homo Sapiens dieser Erde gebracht, den Schmerz und die Qual außen vor gelassen? Sie können ja doch nicht miteinander leben, seit jeher töten und bekriegen sie sich gegenseitig. Und wofür? Meist des Geldes wegen. Aber können all das Geld und all der Reichtum ihre Existenz noch retten? Nein, und der Krieg ist nur eins von vielen Beispielen, warum Menschen für Geld sterben mussten. Oder geht es heutzutage im Krieg wieder um die Ehre? Mag sein, allerdings wissen sie wohl selbst nicht, warum sie sich gegenseitig schlachten. Tiere sind da weitaus intelligenter, sie töten nur wenn sie müssen. Der Mensch greift möglicherweise auch nur dann an, wenn er sich bedroht fühlt, doch ist er denn überhaupt in der Lage eine Bedrohung wirklich beurteilen zu können? Und durch was wird er eigentlich bedroht? Durch Menschen, aber sie sind doch ebenbürtig, der künstlich herbeigeführte Tod stellt an dieser Stelle keine Lösung dar. Oder vielleicht doch, aber wohl erst dann, wenn der Homo sapiens es geschafft hat sämtliche Lebewesen außer ihm selbst natürlich auszurotten. Ob die Natur es so weit kommen lassen wird, wird sie möglicherweise eine Sintflut oder ähnliches schicken um sich endlich der einzig wirklichen Plage zu entledigen? Alles Hypothesen. Fest steht doch bloß, dass die Menschen trotz ihrer Dummheit es schafften die Zeit zu überdauern, und das eine ganz beachtliche Zeit lang, immerhin an die zweitausend Jahre quälen sie die Erde schon. Jeder den er fragt bestätigt ihm, dass es dieser Tage endlich so weit sei, etwas gegen diese Rasse zu unternehmen. Und doch schauen alle nur zu und erwarten, dass der jeweils andere etwas tut. Demnach zur Folge tut also niemand etwas, da sich ja doch niemand verantwortlich fühlt. Und sollte es einem von ihnen wider erwartend doch zu viel werden, so bleibt der Freitod als Lösung, letzte Rettung. Doch nicht für ihn, nein, diese Feigheit besitzt er nicht. Und doch ist es eine Option, die eine Überlegung wert ist. Die Menschheit ganz allein zu lassen, ganz auf sich gestellt. Doch das ist sie ja eigentlich schon. Sie ist dem Untergang geweiht. Das muss man doch sagen, auch wenn es gern totgeschwiegen wird. Irrsinn eigentlich, schließlich sind die Menschen ja selbst dafür verantwortlich zu machen. Aber was sie selbst getan haben, was ein schlechtes Licht auf sie selber wirft, darüber reden sie nicht gerne, da schauen sie lieber beschämt zu Boden. Was ärgerte er sich eigentlich immer noch mit diesen Wesen herum? Er hat längst mit ihnen abgeschlossen. Er geht noch ein paar Schritte, bis zum Abgrund des Hochhauses. Sein Blick immer noch gen Erde gerichtet, doch jetzt blickt er auf, in den schwarzen Himmel. Jetzt fühlt er die Kälte langsam in sich aufsteigen. Seine Finger, sie sind so kalt, doch ignoriert er es. Er schließt die Augen, es fällt ihm schwer zu glauben, doch tief in seinem Herzen ist er sich im Klaren darüber, was ist. Tränen laufen seine blasen Wangen hinunter. Der Wind trägt sie fort und trocknet sie so gleich. Alles um ihn herum ist schwarz, er ist allein, ganz allein in der Dunkelheit. Er breitet seine Arme und auch Hände aus. Er ist leicht, so leicht wie eine Feder. Der Wind ist in der Lage ihn zu tragen, und das tut er auch. Jegliches Gefühl verlässt ihn. Er fällt. Tief in diese Dunkelheit. Die Menschen unter ihm interessiert er nicht, sie schauen nicht zu ihm auf. Er öffnet die Augen, sieht den Boden näher kommen, doch er schlägt nicht auf, auf dem kalten Beton. Er breitet seine Schwingen aus, und fliegt. Fliegt wieder in Richtung Himmel. Auch das interessiert die Menschen auf der Straße nicht, sie kümmern sich nur um sich selbst, sie sehen nicht wie sein dürrer Körper am Horizont verschwindet. Vielleicht hätten sie doch besser einmal aufblicken sollen. [i]entstanden am 16. Mai 2004[/i]