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08.03.05 Manchmal liste ich in meinem Kopf die Dinge auf, die ich nicht sagen darf. ich habe heute in der bücherei eine fremde Frau gefragt, was anachronistisch bedeutet. ich wusste wirklich nicht, was anachronistisch bedeutet. Sonst ist es mir immer peinlich, wenn ich etwas nicht weiß, aber dieses Mal nicht. Sie schien nicht in der Lage zu sein mir helfen zu können, sah aber nicht verlegen aus. Eher sehr freundlich und fast sogar interessiert. Wir haben ein wenig darüber geredet und dann stumm weiter gelesen. Dann kam mir das Wort ganz einfach vor und ich fühlte mich ein wenig lächerlich, dass ich die fremde Frau als Mittel, als Anstoß zum Denken brauchte. Ich bin auf Toilette gegangen und habe vor dem Spiegel meinen Strickpullover hoch gehoben. Ich habe festgestellt, dass ich gar nicht dick bin, habe mein Gesicht betrachtet und empfand es ohne Make- up auch nicht als hässlich. An der Information traf ich eine Freundin. Sie hat meinen Strickpullover hoch gehoben und ich dachte, dass ich dick bin und kein Make- up trage. Vielleicht sollte ich auf der büchereitoilette leben. Ich kann nicht alle Gedanken aufschreiben. Lange habe ich gesagt, dass ich privates und öffentliches Tagebuch trenne, aber das stimmt nicht. Das private ist schon längst zum öffentlichen geworden. Oder eben umgekehrt. Selbst im nicht- öffentlichen, im Intimen würde ich manches nicht so aufschreiben, wie es in meinen Gedanken steht,... wenn ich es überhaupt schreiben würde. Perverse oder gewalttätige Gedanken, oder welche die kitschig sind. welche, die ich mich kaum traue zu denken, die mich aber trotzdem erregen. Meine Gedanken müssen perfekt formuliert sein, um sie (laut) zu denken. Um sie des Denkens würdig zu machen: Denkenswürdig -so ein komisches Wort. -Liebenswürdig, so ein schönes Wort. >>Es berührt mich<< und ist absolut ehrlich. Ich liebe Ehrlichkeit und Moral und Tugend, aber es darf um keinen Preis kitschig werden und man darf es nicht so lobend sagen, wie ich es grade tue, -dann verliert es an Ehrlichkeit, an Faszination. Ich finde Moral erregend. Aber im Moment erregt mich der Gedanke auf der bühne zu stehen und zu singen, und vor mir stehen all die, von denen ich will, dass sie mich singen hören. Ich überlege, was ich am besten trage. Es ist albern zu glauben, dass sich Erregung auf rein Sexuelles beschränkt.