Allgemein (35) | ||
---|---|---|
Rating: 0 (0) |
"man kann solche pedanterie als eigentümlichkeit oder als ausdruck einer verletzlichen
psyche, einer neurotosierten, gestörten persönlichkeit auffassen. und in der tat nimmt
diese schrulligkeit auch beängstigende züge an, wenn sie zu einem terror wird, der sich
gegen kant selbst, aber auch gegen seine umgebung richtete.
kant war sich selbst gegenüber von einer unglaublichen rigidität und gleichzeitig überzeugt
davon - darin erfüllte sich für ihn der begriff der aufklärung - dass jeder für sich in dem maße
verantwortlich ist, als er in jeder hinsicht imstande sein muss, für sich selbst zu denken.
kant war deshalb ein großer freund der autotherapie - er glaubt, gestärkt durch entsprechende
lektüre, sich selbst behandeln zu können (jawoll) und gehorcht oft seinen ärzten nicht.
er hatte panische angst vor getier in der wohnung und stellte die theorie auf, dass sich wanzen
durch den einfall von sonnenlicht vermehren: sein arbeitszimmer musste daher verdunkelt
werden. er hatte eine tiefe abscheu vor allen formen von körperlichen sekreten, wie etwa
schweiß - er geriet in panik, wenn er schwitze - und sekretabsonderungen im zusammenhang
mit verdauung und sexualität. letztere markiert ein weiteres dunkles kapitel im leben kants.
es wird gesagt, dass er nie verkehr mit einer frau hatte, wie glaubwürdig dies auch immer
sein mag.
wohl beabsichtigte er zwei mal zu heiraten, aber ging dabei offenbar so zögerlich, umständlich
und unentschlossen vor, dass jedesmal ein konkurrent früher das ja-wort der erwählten erhielt.
diese niederlage kompensierte kant mit einer theorie, nach der unverheiratete männer
länger leben als verheiratete. die unmittelbare realisierung seiner ein leben lang
zurückgehaltener bedürfnisse wollte er sich selbst allerdings erst im hohen alter gestatten,
als seine physische verfassung dies längst nicht mehr erlaubte. nun, als greis, will er reisen
unternehmen, will er kaffee trinken, nun wird er ungeduldig, wenn seine wünsche nicht
sofort erfüllt werden."
|
|