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[i]"herrschaft und knechtschaft"[/i] hegels these: selbstbewusstsein entwickelt man im kampf um anerkennung mit einem anderen. dass man ein selbst ist, das sich selbst zum gegenstand machen kann, erkennt man nicht von alleine. dazu bedarf es einen anderen, der mir entgegentritt, der mich in frage stellt. durch dieses in-frage-stellen sehe ich mich gezwungen, mich selbst in frage zu stellen. um diesem zwang zu entgehen, will ich, dass der andere mich anerkennt, akzeptiert, wie ich bin, mich also gerade nicht in frage sellt. der andere aber will genau das gleiche von mir. das ist psychologisch und historisch zutiefst wahr: es gibt kein selbstbewusstsein, sowohl im sinne von selbstbehauptung als auch im sinne der möglichkeit, sich selbst zu reflektieren, ohne die anerkennung durch einen anderen. [...] der kampf muss geführt werden, um den anderen zur anerkennung zu zwingen. wenn es gelingt, dann deshalb, weil der andere früher aufgegeben hat, weil ihm sein leben mehr wert ist als die freiheit und der tod. damit wird er ein knecht, denn er hat sich unterworfen. der sieger in diesem kampf aber wird zum herren. dessen selbstbewusstsein besteht nun darin, dass er sich einen knecht geschaffen hat. aber gleichzeitig - und das ist das geniale an dieser dialektik von hegel - begibt sich gerade der herr, der die anerkennung des knechtes sich erzwungen hat, indem er ihn besiegt hat, in die abhängigkeit des knechtes. denn sein ganzes selbstbewusstsein hängt nun davon ab, dass ihn jemand anerkennt, den er selbst nicht anerkennen kann, weil er ihn unterworfen hat.