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[font=courier new][size=6]Seele (8)[/size]
[size=3]Das ist die Formel; sie gilt für jeden: Monismus und Dualismus lösen wie Licht und Schatten, wie Phasen des Herzschlags einander ab. Erst mit der Vielzahl wird es kompliziert. Was finde ich denn, wenn ich zu meinem Seelchen hinabschleiche? Ein schäbiges, oft geflicktes Netz, das einen Fang von Tiefseetieren zusammenpreßt. Ein Eingeweide von Aalen und Schlangen, Haien, Kraken, Krebsen und Würmern aller Art.
Da ist Ägisth, der Klytämnestra auf das Prunkbett wirft. »Das Blut der Könige ist fahl purpurfleckig.« — Ich besteige die Königin auf dem Lager, das für den Atriden gerüstet war. Er liegt im Bad, ermordet — nie war ihre Hingabe tiefer, bedingungsloser als eben jetzt, da die Tür noch offen steht. Dort ist auch Atreus, sind, neben römischen Konsuln und Caesaren, milde Gestalten — Johannes der Täufer, Johannes am Strand von Patmos, Johannes, dem der Meister den Arm um die Schulter legt.
Vielleicht sind es nicht einmal Tiere der Tiefe, sondern nur ihre Larven und Embryonen, die absterben, wenn sie in Schichten aufsteigen, die das Licht durchdringt. Sie werden in nächtlichen Seancen von der Psyche zitiert und freigelassen zur Selbstbefriedigung. Dort reiben sie sich auf.[/size]
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[i]- Aus: Ernst Jünger, Die Zwille. Stuttgart 1973 [/size][/i]
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