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huhu wollt euch n frohes fest wünschen... hab grad - leicht angetrunken - ne satire über die gutmenschen und linken verfasst. ist zumindest n versuch... liebe grüße, euer mephi
Die Gutmenschen- WG
Tagebucheinträge der politisch korrekten Rita R.
8. VI.
Seit langem hatte ich auf den heutigen Tag gewartet und nun ist es soweit. Unsere erste gemeinsame Wohngemeinschaft... nein, das Wort „Wohngemeinschaft“ erinnert zu sehr an Volksgemeinschaft und ist daher nicht politisch korrekt; sagen wir lieber... unsere erste interkulturelle Begegnungsstätte ist mit einem feierlichen Akt eröffnet worden. Sogleich standen für uns Cruelty-free- Products (Sachen, bei denen die Tiere nicht grausam umgebracht werden), also fettarme Milch, natriumarmes Wasser und frisches Obst und Gemüse, auf dem Frühstückstisch bereit, den ich, afrikanischen Trommeln lauschend, freudestrahlend deckte. Schon gleich erwachte meine ökologisch eingestellte MitbewohnerIn Frauke, die im Reformhaus arbeitet und bekennende VeganerIn ist. Nach mir war sie die erste, die in die neugegründete interkulturelle Begegnungsstätte einzog. Sie hatte sich schon gleich einen Platz mit Stroh als Schlafstelle für sich beansprucht und als engagierte TierschützerIn nahm sie ein paar Ziegen, mit der sie sich das Stroh teilte. Sie war ein tatkräftiger Mensch, die immer traurig über die furchtbaren oberflächlichen Männer war, die ihre natürliche Schönheit nicht erkannten. Sie diskriminierten sie eben deshalb, weil sie nicht die ideale Figur hatte, ihre Haare und Kleidung nicht dem westlichen modischen patriarchalisch geprägtem Ideal entsprachen und weil sie als krank eingestuft wurde, was überhaupt nicht der Fall war. Sie war dem natürlichen Ideal näher als so manche aufgetorkelte Tussi mit ihrer chemischen Schminke. Einige waren der Auffassung, dass sie dünn wie ein Brett wäre. Dabei ist sie doch horizontal und kosmetisch im Vergleich mit anderen Frauen herausgefordert. Diese penetranten Wichser, die Fraukes Körper ständig mit denen von KZ- HäftlingInnen vergleichen, regen mich wegen ihrem oberflächlichen Denken nur noch auf. Doch ich will mal lieber ruhig sein und mich nicht über diese Sexisten aufregen, denen es ständig darum geht, dass eine Frau einem männlich geprägten Schönheitsideal entsprechen muss. Nach dem Frühstück verteilten wir einen halben Tag lang Flyer, um für unser alternatives Wohnheim zu werben. Wir stiegen dazu in unseren kleinen VW- Bus, stellten südamerikanische Folklore an und fuhren damit in die Innenstadt, wo wir unseren kleinen Stand hatten. Schon gleich kamen einige Leute an, die über uns lachten. Dies waren einige Männer, die über uns lachten. Doch schon gleich kam Jutta zu Hilfe. Sie war eine kurzhaarige alternative FeminstIn, die schon gleich den Ruf IHR SEXISTEN von sich gab. Diese penetranten Leute standen überrascht da und glotzten. So kam es, dass wir Jutta kennen lernten. Wir freundeten uns gleich an. Jutta war es, die am lautesten von uns propagierte. Schon gleich kam ein junger Beamter namens Paule, der sich zu uns gesellte. Aus demonstrativen Gründen trug er ein Grundgesetz unter dem Arm und sprach uns an: „Schönen Tag. Ich finde es ja toll, dass Leute von ihrem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch machen, vor allen Dinge, dass sie sich um die demokratische Förderung der Bundesrepublik Deutschland bemühen, indem sie sich für die political correctness einsetzen. Werden Sie sich auch einer politischen Partei anschließen?“ – „Nein, wir werden unsere eigene Partei gründen“, war Juttas sofortige Erwiderung. – „Ja. Fraktionsbildungen stehen ja auch mit dem Grundgesetz in Einklang. Denn ich finde, dass jeder das Recht hat, sich für die political correctness einzusetzen. Gestern traf ich jemanden, der das Wort ‚Krüppel’ in den Mund nahm. Ihn stutze ich zurecht, in dem ich ihm sagte, dass dies Wort eine Diskriminierung sei. Denn die Würde des Menschen ist unantastbar. Aus dem Grunde wünsche ich mir, dass wir uns zu einer politischen Partei zusammenschließen.“ – „Wir engagieren uns aber für Basisdemokratie.“ – „Gut, dann gründen wir eine politische Partei, deren Zielsetzung die Realisierung einer Räterepublik ist.“ So führten wir dann einen gemeinschaftlichen Diskurs. Gemeinsam machten wir es in unseren Kommune bequem und unsere geschlossene Gesellschaft wuchs und wuchs.
9. VI
Heute hatte ich zum ersten mal sexuellen Kontakt mit Jutta, die geschlechtlich alternativ veranlagt war. Ihr Primärfeind war das patriarchalisch bestimmte Schwanzficken. Sie war der Meinung, dass das Schwanzficken eine Diskriminierung von Alternativen sein. Sie wetterte sehr gegen die patriarchalische Gesellschaft. Auf diese Weise kam ein verbaler Konflikt zwischen ihr und Paule zustande, der die ganze Zeit vom Grundgesetz laberte. Frauke ließ ihre tägliche Müslischale stehen, weil sie der Meinung war, dass sie den armen Tieren was wegessen würde. So gab sie es den Hühnern, die sie in unsere interkulturelle Begegnungsstätte mitgenommen hatte. So reduzierte sie ihre Kost auf fünf Körner pro Tag und konnte aus dem Grunde kaum noch laufen. In unsere Begegnungsstätte kamen noch zwei PunkerInnen, die sich ihre Stelle suchten und dort ihr Heroin spritzten. Man muss es eben akzeptieren, dass junge Leute andere Wertvorstellungen von Genussmitteln haben. Weitere MitbewohnerInnen waren der FDJler Markus, der mit einem „Freundschaft, Genossen“ unsere Bude betrat, und der propalästinensische Trotzkist Uwe. Doch schon gleich kam es zu Streitereien. Markus war der Ansicht, man müsse eine linke Einheitsfront im antiimperialistischen Feldzug aufbauen, wobei er die PunkerInnen zu ködern versuchte, die jedoch für solche Gedanke nicht zu haben waren. Sofort wurde er zornig: „Ihr seid ein regressiver Teil des proletarischen Kampfes in der Weltrevolution. Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen. BRD zerschlagen.“ Doch auch Uwe hielt kein Blatt vor dem Mund, in dem er ihn als Stalinistenschwein beschimpfte. Ich versuchte zu vermitteln: „Wir können doch alle miteinander reden. Ihr habt doch beide interessante, aber bürokratische Ansätze.“ Ein lautes NEIN war zu vernehmen. Beide gingen raus und klärten es auf ihre Art und Weise. Plötzlich hörten wir, dass sich Skinheads in unserer Gegend aufhalten, wovon wir alle sehr betroffen waren. Sofort organisierten wir eine Lichterkette und trugen Transparente mit Aufschriften wie „Wehret den Anfängen“ oder „Faschos raus“. Es waren auch einige Autonome dabei, die das Auto der Skinheads abfackelten. ANTIFA HEISST ANGRIFF. Sie haben erfolgreich den faschistischen Aufstand zurückgeschlagen. Uwe grölte dabei sein FREIHEIT FÜR PALÄSTINA. Am Abend lernte ich meinen Traummann kennen: Bojo, einen Afrikaner, der unsern PunkerInnen das Heroin brachte. Ich lud ihn in unsere Wohnung ein, wo er sich niederließ und auf seiner Bongo trommelte. Wir müssen ja schließlich den interkulturellen Dialog fördern. Auch zwei Mitbürger russischer Herkunft waren meine Gäste. Doch sie blieben nicht so lange. Am Abend gingen sie und nahmen den Fernseher mit. Man muss auf die Mentalität unserer ausländischen Mitbürger Rücksicht nehmen, auch wenn sie ein anderes Werteverhältnis zum Eigentum haben.
10.IX
Am nächsten Tag kam der Antideutsche Jan zu uns, der unsere Autonomen in ihrer „Deutschland muss sterben“- Attitüde unterstützte. Allerdings war er auch dafür, dass alle Deutschen sterben müssen, weil alle Deutschen eine Kollektivschuld am Holocaust haben. Er war es auch, der sich dafür entschied, ein Mahnmal in unserer Kommune zu bauen, was ich auch unterstützte. Er war ein Israelanhänger und forderte Panzer zur Durchsetzung israelischer Politik. Auch er kam mit Uwe in einen Streit, der sofort als linker Antisemit stigmatisiert wurde. Ich versuchte einzulenken: „Wir müssen uns um jedes Volk kümmern und einen interkulturellen Austausch pflegen.“ – „Antisemitin. Das jüdische Volk hat immer vorrang.“ Plötzlich kam Frauke ganz erschöpft an: „Aber in Israel – da werden Tiere geschlachtet.“ – „Antisemitin!“ Sie fiel zu Boden. Jutta selbst wurde immer aufdringlicher. Sie hatte Gefallen an Frauke gefunden und verschwand mit ihr in einem Hinterzimmer. Dann kam sie ohne Frauke wieder. Jutta meinte: „Frauke ist vor Erschöpfung tot umgefallen.“ Wir waren allesamt betroffen und machten mit Fraukes Leichnam das, was diese sich immer gewünscht hatte: Wir warfen ihn den Schweinen vor. So konnte die gute Seele auch noch nach ihrem Tod was gutes für die Tiere tun, die allerdings nicht satt wurden.
11.IX
Was für ein trauriger Tag. Auch die PunkerInnen waren nach ihrem endgültigen Stoß eingeschlafen, die Autonomen blieben der Meinung „Geht der Kastor auf die Reise // Binden wir uns an die Gleise“ treu. Allerdings hat ihnen das auch nichts weiter genützt. Sie konnten den Kastor nicht aufhalten. Denn der Zug war schneller. So waren Jutta, Bojo und ich alleine in unserer Wohnung. Bojo wollte Jutta in den Arsch penetrieren. Als sie dies nicht wollte, nannte Bojo sie eine RASSISTIN, womit er auch vollkommen Recht hat. Denn man muss auf die Mentalitäten anderer Kulturen Rücksicht nehmen. Doch Jutta meinte, Bojo wäre ein SEXIST. Nun war auch ich innerlich gespalten. So rannte ich aus der Wohnung.
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