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[sub]Pressefest
PRESSEFEST auf der Küchwaldwiese – 3 Tage Rasenschändung pur – 3 Tage „volles Programm“ – 3 Tage Schaustellerei – 3 Tage Attraktionen, Castingshow-Vollidioten, Besucheransturm, Alkoholkonsum, Parkplatzsuche, Lärm, Aufstellklobenutzung, Rosteressen.
Gesponsort von „Freie Presse“ beginnt das ganze Spektakel am Freitag, die Tage davor ist Aufbauen angesagt.
LKW´s werden auf die Küchwaldwiese gefahren, entladen, es werden Stände, Zelte, Bühnen, Bauzäune zur Absperrung und Attraktionen aufgebaut. Dauert so seine Zeit, letzendlich steht alles, und der Besucheransturm kann beginnen. Beginnt auch, trotz sehr wechselhaften Wetters. Regen, Sonnenschein, Regen, Sonnenschein. Alles was als Parkplatz herhalten kann, wird genutzt, der Waldrand wird zur Einbahnstraße, Parkplatzgeheimtipps der letzten Jahre sind keine Geheimnisse mehr, aber auch zu Fuß wird die Wiese aufgesucht. Bierzelt, Riesenrad, Langos, Losbudenterror – Tutti Frutti. 3 Tage lang.
Die Auftritte von den Starsearch-Idioten werde ich verpassen, ebenso die 80er-Jahre Party am Samstag, erst am Sonntag treibt mich wohl eher die Langeweile dazu, mir das Ausmaß der Wiesenvergewaltigung einmal aus der Nähe anzusehen. Ab ins Auto, Richtung Stadt – Schloßteich – kein Parkplatz zu holen, na klasse, hätte ich gleich laufen können, tue ich dann auch, aber erst wieder den heimischen Parkplatz besetzen. Ist nicht weit, 20 Minuten circa. Mir kommen Kinder und ihre Taschengeldspender entgegen, es ist 15 Uhr, ich bin nüchtern. Nach 10 Minuten lärmt es mir schon entgegen, nach 20 habe ich die Küchwaldwiese erreicht – größer als letztes Jahr, mehr Menschen als letztes Jahr – na klasse, warum bin ich eigentlich hier?! Erstmal ne Runde rumlaufen und sehen was so los ist – Rostergeruch stinkt mir entgegen, Bier gibt’s da auch, das Bierzelt gleich daneben – passend, immer den kürzesten Weg. Ich laufe weiter, das heißt, wenn man es laufen nennen kann – im Schneckentempo der Strömung folgen, Überholen geht nicht: links Gegenverkehr und rechts Bäume und Absperrungen. Super – die Großfamilie vor mir formiert sich erstmal neu, stehenbleiben, also bleibe ich auch stehen. Wahnsinn – ein Fensterverkäufer – brauche ich neue Fenster? Oder vielleicht einen neuen Staubsauger, der alles kann? Nein, also weiter. 2 Luftballonmenschen wollen selbige unter die Leute, Zielgruppe Kinder, bringen, ich quetsche mich vorbei, laufe frontal in einen Auftritt von Indianern, die ihre Performance zum Besten geben. Die Zuschauer haben sich die besten Plätze rausgesucht, vorzugsweise den einzigen Weg, der rundherum führt, also wieder durchmogeln, gelingt mir auch. Kurze Verschnaufpause – Reizüberflutung. Handy aus der Tasche – war nicht wichtig, es ist 15.30 Uhr. Weiter. Schmuckstände, die überteuert Accessoires anbieten, die schnell kaputt gehen – nächstes Jahr kauf ich mir dann halt wieder einen neuen Anhänger. Die Runde wäre geschafft, jetzt ins Zentrum des Geschehens – der Regen hat seinen Zweck erfüllt, die Wiese ist aufgeweicht und matschig, prophylaktisch wurden Sägespäne gestreut – nützt auch nix, Hochmoor bleibt Hochmoor. „Nochmal frei sein, nochmal dabei sein“, „neue Runde, neues Glück“, „wer hat noch nicht, wer will noch mal?!“ – jahrein, jahraus dieselben Sprüche, dieselbe Stimme – kostet bestimmt Nerven, diese Monotonie – und immer lächeln dabei. Immer schön Lächeln. Mir reichts, ohne mir die restlichen Attraktionen anzusehen, beschließe ich, den direkten Weg zurück zum Außenring zu nehmen, bloß weg hier, weg von Gürteltaschenträgern, Arts-Besohlten, Schminktopfstürzenden, weg von der Masse, die mit dem Motto „man gönnt sich ja sonst nix“ gern auch mal 3 Euro mehr für ein Bier bezahlt. Bier – trink ich nicht. Erkenne aber, dass es wahrscheinlich lohnen würde, nicht nüchtern zu sein – wäre wahrscheinlich erträglicher. Verfälscht die Tatsachen aber ungemein. Ich bin auf dem Heimweg, betreibe Menschenstudien, erkenne einmal mehr, dass es noch genug Klischeeerfüller gibt, ärgere mich schwarz, überhaupt hergekommen zu sein – egal: jeder Gang macht schlank....
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