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~ Chaos~

... Ich kann es noch gar nicht glauben. Es kommt mir vor als seien Wochen verstrichen ..., dabei sind es ja nur zwei. Wo soll ich da anfangen ? Ich sitz in einem Internetcafe und erlebe eines der seltenen Hochs in diesen Tagen. Hab ich jemals geschrieben, daß ich am Boden war ? Nein, gewiss nicht. Wirklich. Das, was geschehen ist, ging bei weitem über alles andere hinaus und ich denke, ... es könnte viel härter kommen. Der Einzug am dritten Oktober ... war in Ordnung, ich hab meinen Vater über die Autobahn gelotzt und schließlich haben wir die Kisten hochgeschleppt und meine Lampe angeschlossen, die ich aber in meiner Depression verändert habe. Ja, ... dieser grauenvolle Spitzenrock war wirklich ideal um ihn über eine Lampe zu stülpen. Martin kam an jenem Freitag gegen Fünf und brachte seine Schwester und einen Freund mit ... . So haben wir den ganzen Kleinbus ausgeladen und begonnen die Küche einzuräumen. Die Küche war das Einzige was in der Wohung vorhanden war. An jenem Abend schien die Welt so weit gut zu sein. Geschafft und erledigt fielen wir in einen tiefen Schlaf, aber nicht ohne vorher ins Fiddler` s Green zu huschen und alles zu begießen. Der Boden sollte mich wohl noch eine Weile erfreuen, den bis zu diesem Tage habe ich es nicht fertig gebracht mir ein Bett zu kaufen. Das erste was ich erwerben mußte war ein Fahrrad für 120 Euro ... gebraucht und in lila pink. Was will ich mehr. ~lacht~. Das Schloß hatte immer geklemmt und ich hab mir jedes Mal die Pfoten abgefroren es aufzubekommen. Jetzt hab ich aber ein Neues bei dem Fahlrradhändler gleich bei uns um die Ecke bekommen. Mit diesem pinken Gefährt bewegt ich mich also die erste Zeit zum Toombaumarkt ... , kaufte Farben, Pinsel, Abdeckfolie, Werkzeug und so weiter. So malten wir also die erste Woche munter die Zimmer an . Es hat ewig gedauert und ich bin immer noch nicht zufrieden, da ich nicht hinter die Heizung gelangen konnte und es einfach nicht perfekt ist. Aber was soll` s, irgendwann habe ich Nerven dafür. Leider haben wir Probleme mit der Elektrik, da sämtliche Leitungen nicht gehen und die Fassungen aus der Decke schlabbern. Martin hat einen Schlag bekommen ... und seitdem lassen wir die HÄnde ganz davon. Im Bad ... begnügen wir uns mit Teelichtern, was ich gemütlicher finde, denn wer will seinen Körper schon im grellen Licht sehen, wenn er von Makeln überladen ist. ~lacht~ Erst jetzt habe ich bemerkt, wie unwichtig Äußerlichkeiten, Körperlichkeiten sein können, wenn man aus dem Seelenloch nicht mehr rausfindet. Ich war gerädert und bin es immer noch, jeder Muskel tat mir weh ... aber mittlerweile schlafe ich gern auf dem Fußboden ... man gewöhnt sich wohl an doch alles. Martin backt nun immer Brot für uns und kladert die ganze Küche ein ... aber das macht nichts ... ich mache eigentlich gerne ein wenig sauber ... es lenkt ab und man kann lästige Aufgaben damit aufschieben. Die Badreinigung ist mir besonders wichtig, da diese grässlichen schwarzen Haare für keinen zumutbar sind. Erst heute habe ich wieder Büschel vom Fußboden aufgesammelt. Auf dem Dachboden hängen wir unsere Wäsche auf, das funktioniert alles prima. Ich habe zwar noch keinen einzigen Schrank, aber wer braucht das schon, mir ist das alles zu sperrig. Martin hatte mir seinen Schreibtisch mitgebracht und sogar zusammen gebaut, sowas kann ich nämlich nicht ohne Tobsuchtsanfälle weil die Schrauen nicht reingehen und alles mit Getöse wieder zusammenfällt. Da das ganze Ding aber entschieden zu hell für meine Kammer war mußte ich im Baumarkt Holzmalfarbe kaufen ... und habe über drei Tage den Tisch betupft. Jetzt sieht er ganz passabel aus auch wenn ich von dem Zeug enorme KOpfschmerzen und Hautprobleme bekam. Lustigerweise hat es die erste Woche nur geregnet und ich badete auf dem Fahrrad mehrmalig. Völlig fertig irrte ich durch die Stadt, fluchte über das Bussystem und die Wartezeiten. Diese Woche war das Wetter so wie ich es mir erträumte, aber das konnte nur geringen Trost spenden. Ich war und bin verwirrt. Es sindl einfach zu viele neue Eindrücke, so viele Menschen, so viel Papierkram ... . Schließlich kam dann auch die Einführungswoche in der Uni ... die mir allerdings nicht viel brachte, da ich die ganzen Räume nicht finden konnte. Die Kontakte zu anderen Psychostudierenden waren nicht ganz einfach zu knüpfen, da wir wohl einfach nicht auf einer Welle sind. Aber das war mir alles egal ... wir mußten die Wohnung erstmal bewohnbar machen. Gestern kam unser Küchentisch und die Stühle ... vorher hatten wir immer auf einer Decke ... auf dem Boden gegessen. An einem Abend ging die Sonne wieder in der Küche unter ... , dann ist es dort wohlig warm und Martin holte seine Gitarre, ich meine und wir sangen ... . Das war schon beinahe idyllisch. Das Haus ist sogar idyllisch. Gestern habe ich Tauben auf der Dachterrasse beobachtet und sogar Raben ! Bei mir geht die Sonne morgends auf, was ganz praktisch ist um munter zu werden. Trotzdem kostet es sehr viel Überwindung sich morgends in eisiger Kälte auf das Rad zu schwingen und dreißig Minuten zur Uni zu radeln. Ich dachte ich müßte verrecken. Naja, ich hab jetzt Thermohandschuhe und ein Tuch geschenkt bekommen. Mein Zigarettenkonsum ist weiterhin angestiegen, aber solange ich Radfahren kann ist die Kondition noch in Ordnung, nicht ?! Dann gab es ein Gelproblem. Mein Konto war leer und ich habe auf mein Sparbuch gesetzt, bis ich erfahren mußte, daß ich hier nichts abheben kann, weil es in Erfurt ausgestellt ist. Heulend brach ich damals vor der Sparkasse zusammen, blieb im Regen sitzen und verdammte diese Stadt, haßte mich für meine Entscheidung ... und hätte am liebsten jedes menschliche Leben ausgelöscht, am liebsten aber mein Eigenes. Verzweifelt rief ich meine Mutter an ... was ein Fehler war, denn sie ließ sich von meiner Panik anstecken. So fuhr ich nach Hause und beruhigte mich bei einer Tasse köstlichen Eintopf von Martin. Schließlich sortierte ich mich und heute habe ich ein neues Konto und Sparbuch hier in Oldenburg ... und es ist sogar Geld darauf. Damit werde ich kommende Woche ein Bett leisten und ein Bücherregal und wahrscheinlich eine Art verkümmerten Kleiderschrank. Meine BIlder aus Erfurt ... mit den ~Schwarzen~ vor unserem Dom hängt auch ..., denn mein lieber Mitbewohner hat mir zwei Löcher in die Wand gebohrt. Ich trau mich immer nicht an solche Maschinen ran, weil ich die Wand abbröckeln sehe. Anfänglich hab ich mir schon immer die Daumen eingeschlagen, als ich die Leisten annagelte. Das hat gereicht. Dann hab ich mir beim Orangenschälen die Hände aufgeschnitten und es wollte ewig nicht abheilen und schwoll schließlich mit dickem Eiter an. Dazu kam der Alkoholkonsum, ich mußte mich betäuben und wollte schlafen. Ich konnte aber nichts gegen meine Schlaflosigkeit machen ..., jedes Mal waren diese Gedanken da. Hab ich es richtig gemacht ? Will ich das hier alles wirklich ? Warum leb ich eigentlich ? Um Psychologe zu werden ? Warum leben all die Menschen da draußen ? Um sich an ein bißchen Freude aufzugeilen ? Ich konnte nicht mehr begreifen wie sie alle mit Enthusiasmus aufstehen und ihren Alltag ertragen. Ich habe eine Lösung gefunden ..., das Lesen. Zum Glück haben wir keinen Fernseher ... auch kein Telefon ... also ist Lesen das beste Mittel der Ablenkung. Ich grub mein Buch von Hesse ,, Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne " aus und das war therapierend. Es paßte so wunderbar zur Situation. Erst heute habe ich noch zwei Bücher von ihm gekauft ... ich glaube ich mag einfah seinen Schreibstil ... Ich gewöhne mich tatsächlich ganz langsam an die neue Umgebung ... mein Zimmer gedeiht prächtig. Hier gibt es hübsche Tee- und Kerzenläden. Drum organsisierte ich mir Duftkerzen und jetzt riecht es einfach ... ach ... ich könnte schwärmen. Ein Zimt/Opium/Rosengemisch ... . Morgends reiße ich meist das Fenster auf, lasse die ersten mickrigen Sonnenstrahlen in mein Gesicht, klettere auf die Terrasse und frühstücke die MOrgenzigarette. Dabei habe ich heute meinen Aschenbecher zerschossen. Naja ... leere Teelichter gehen auch ganz gut. Ich habe nun endlich die Kapseln abgesetzt auf Rat eines Freundes (?) und meine Haut erholt sich, zusammen mit einer Dr. Hauschka Kur. Davon gibt es so wunderbare Rosencreme ... ~seufz~. Die Nachbarn sind auch sehr lieb ... auch wenn sie mir mitteilten, daß ich die Musik leiser machen müßte ... ~lacht~. Ich habe mich gewundert, daß sie das erst so spät sagten. Ich kann sogar Wäsche waschen ... so eine Waschmaschine ist ja wirklich kinderleicht zu bedienen ... haha ... und vom Clo aus kann man die Trommel beobachten und alles dreht sich so wunderbar ... immer und immer weiter. Ja, die Kugel dreht sich, aber ohne mich ? Das Gefühl kommt immer wieder hoch. Schließlich war der erste Vorlesungstag und ich verlor wieder die Nerven. So viele Bücher kann ich nicht bezahlen, mein Biboausweiß war noch nicht ausgestellt und dazu Herzchaos. Jedes Wochenende spielen wir Skat ... bei einem Bekannten oder mittlerweile schon gutem Freund. ~Starquest~ spielen wir auch ..., das ist alles sehr spaßig und ich arbeite nur noch darauf hin. Naja ... was soll ich zu den Vorlesungen sagen ? Ich versteh das ganze Schein und Vordiplomsystem noch nicht ganz, aber ... das macht ja nichts. Studieren kann ich ja bis ich schlohweiß bin. Statistik war lustig, weil ich erstens mit Mietauto zu spät kam und zweitens alles überfüllt war von Informatikern war und ich ganz hinten sitzen mußte. Natürlich habe ich kein Wort verstanden, da sich die Tutorin oder wie auch immer weigerte solche Massen zu unterrichten. Dann kapier ich das mit den Handapparaten und Skripten nicht. Immer werden zu wenige Kopien ausgeteilt und die Leute kloppen sich darum. ~Wird gekürzt~ ist das Motto zur Zeit. Denn die Stadt hat kein Geld und will die Geisteswissenschaften weglassen. Dann war die diese komisch langweilige Demo ... in der ein Haufen von Studenten die Ammerländer Heerstraße runtergelatscht ist bis ins Staatzentrum , um sich eine etwas trockene, schlecht vorgetragene Rede anzuhören. Was ganz interessant ist, ist die Sozialpsychologie, darauf freu ich mich sogar am Montag. Ach Mist ... ich hab ja schon wieder alles vergessen. Ich war viel unterwegs und so erkundete ich Amadeus, Metro und dutzende Kneipen, wo ich so viele interessante Menschen sprechen durfte. Hm ... in der Metro könnte ich mich wohlfühlen ..., wenn nicht den ganzen Abend Elektro läuft ... und am Donnerstag war das zum Glück nich so ..., hey ... sie haben sogar Herrn Smith gespielt ... . Ich könnte das jetzt totreden ... aber ich beschränke mich mal auf etwas, was mir noch gut im Gedächtnis ist. Eines Abends stand ich auf eine Eve vor dem Amadeus und da kommt ein Mann, der schon irgendwie anders aussah. Er blieb stehn, fragte mich nach einer Zigaretten und prompt kamen wir ins Gespräch. Er ist Psychologe und befaßt sich derweil mit Astrologie. Es tat einfach nur gut mit ihm zu sprechen ... habe mich außerordentlch geborgen gefühlt und schließlich hab ich mir seine Karte geben lassen. Er gab mir sogar einen Glücksbringer mit auf meinen Weg ... ein schwarz weißer Yin Yang Miniaschenbecher ... . Ich denke, ich sollte wirklich zum Psychologen gehen, denn ... in manchen Minuten schien mir alles so klar ..., ich war mir sicher, daß es keinen Sinn gibt und wußte tatsächlich nicht, warum ich das hier alles mitmache. Naja ... für einen angehenden Psychologen ist es auf jeden Fall nicht verkehrt auch mal die ,,andere Seite" kennenzulernen. Mal sehn ..., vielleicht stabilisiert sich meine psychische Verfassung auch wieder. Meine Ma macht mir zur Zeit Sorgen. Sie teilte mir heute mit, daß sie Mandoline lernen möchte. Ich glaube sie kommt einfach nicht damit klar, daß ihr Kindchen weg ist. Auch ihr Tonfall war eigenartig ... aber egal. Wenn es dazu beiträgt, daß sie ein Mensch der Musik widmet ... dann kann das nur gut sein. Hoffentlich zieht sie es durch ... . Ach, ... mein Geld wird gerade knapp und außerdem fahr ich jetzt wieder zu einem Freund ... reden ... ordnen ... und trinken. Gestern ging es mir am Schlechtesten ..., ich brach auf meinem Fensterbrett zusammen und hatte endlich Kraft zum Heulen und seitdem fühl ich mich befreit. Wenn da nicht diese menschlichen Konflikte wären ... dann ... aber was rede ich. Ohne Sorgen möchte ich nicht sein ..., denn dann könnte ich ja gleich in die Hunte springen ... vor lauter trostloser Sinnlosigkeit. Bye ... Poison ... falls du die Zeilen hier mal liest ... ich hab mich gefreut dich endlich mal zu treffen, hoffentlich öfters ?