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~Schwacher Schimmer in der Ferne~

Ich mag wohl heute zu sagen, daß ich selbst niemals so verloren war, wie ich es auch in den trübsten Stunden glaubte. Die Bewegung ist vorhanden, auch wenn sie mich im Kreise führt. Ich befinde mich gerade in der Universitätsbiblibothek, mein Kopf ist ermüdet von dem Inhalt eines Buches, doch gleichzeitig spüre ich ein Gefühl von neuem Mut. Ich habe mich hinreißen lassen mich mit dem gewissen Herrn Sade auseinanderzusetzen, zumindest hoffe ich, daß mein Interesse noch ein gutes Weilchen anhält. Nach ebigem Beenden seines Werkes ~Justine~, kann ich zumindest bestätigen, daß mich der Handlungsverlauf spätestens ab der Mitte etwas einschläferte, aber die heute ausprobierte Zigarettenmarke ,,West" animierten mich ( Wenn auch nur eingebildet ) zum Durchhalten. Das Ende war dermaßen lächlerlich, daß ich ein Lachen nicht unterdrücken konnte und in meiner euphorischen Entzücktheit ( Lesen kann ja so herrlich ablenkend sein ... ) den Aschenbecher auf den fusslig grauen Fußboden beförderte, unabsichtlich. Ich streite die Tendenz zur Tollpatschigkeit nicht ab. Der gestrige Tag oder besser gesagt, der heutige junge hat mich wieder ein wenig tiefer in das ,,Loch" gestürzt. Ursache war ein völlig plötzlich entstandener Streit in denen beide Beteiligten sich so dermaßen reinsteigerten, daß es in persönlichen Verletzungen gipfelte. Nachdem ich dann meine Augen aufschlug und die Welt wieder in ihr hellgraues Depressivlicht getränkt war begann ich über die Vorwürfe nachzudenken. ,, Wenn du wirklich den Drill hättest dieses Studium durchzuziehen ... ". Ich habe ihn definitiv nicht. Mein Problem ist einfach, daß ich 19 Jahre wußte, was ich tun sollte, bzw. habe ich daran geglaubt, daß es wichtig ist die Schule so strebsam wie möglich hinter mich zu bringen. Doch ab dem Zeitpunkt des Umzugs in diese Stadt bin ich auf mich gestellt. Wer außer ich selbst soll mir sagen was ich zu tun habe ? Was will ich also von dieser Welt ? Ich bin mir darüber noch nicht im KLaren. Die oberste Aufgabe ist ,,Leben". Mein Ziel ist es von nun an dieses so angenehm wie möglich zu gestalten, doch ich habe nicht die recht Übersicht über die mir offenstehenden Perspektiven bzw. weiß ich auch einfach nicht, wo ich hinwill. Was ich nicht will kann ich recht einfach definieren. Jeder hat glaube ich einen gewissen Anspruch an sein Lebensniveau. MIr bleibt nichts weiter übrig als den Gedanken über die Sinnlosigkeit des Lebens erst einmal zu verbannen und einen Samen zu pflanzen in der Hoffnung auf eine prachtvolle Blüte. Doch ich werde niemals abstreiten, daß es sinnlos und unerträglich ist. Naja, wenigstens habe ich die Beruhigung, daß ein Scheinsinn für jeden existieren könnte. Um mich körperlich heute etwas betätigt zu haben versuchte ich die sogenannte ,,Media-Markt-Pyramide" zu finden. So packte ich gegen MIttag meinen Unikram zusammen und fuhr mit diesem lieblichen Sprühregen die Straße immer nach oben. Und tatsächlich, nach wenigen Minuten tauchte dieses seltsame Gebäude auf. Ich durchstöberte die Cd-Abteilung ( Die irgendwie nur wenige musikalische Schubladen hat ), fragte nach einem Aushilfsjob und besorgte ein Geschenk. Wie es das Schicksal wollte traf ich einen Bekannten und wir kamen kurz ins Gespräch über diesen Freitag, an dem wieder irgendwo in Ofen aufgelegt wird. Ich werde wohl hingehen, denn da erfahre ich ob meine bestellte Cd schon angekommen ist ... Fröhlich gestimmt bewegt ich mich zur Kasse als ein ,, Und ?" hinter mir ertönte. Es war der Verkäufer von vorhin, den ich wegen der Arbeit zugeschwafelt hatte. Er brachte mich auf den Gedanken einer Ausbildung als Einzelhandelskauffrau im Media Markt. Da ich so viel wie möglich ausprobieren muß bei diesem unerträglich langweiligen und unorganisierten Studium schaute ich noch einmal bei der Verwaltung vorbei, ließ mit die Adresse auf ein Blatt Papier aufstempeln und machte mich auf den Weg zur Uni zurück. Warum denn nicht Einzelhandelskauffrau ? Das ist ein solider Beruf und ich bekomme noch Geld während der Ausbildung. Und wenn ich dann noch in die Musikabteilung käme ... und viel mit Cds zu tun bekäme ... wäre ich schon zufrieden. Es ist ein Grundstein. Aufbaubar. Nach der positiven Wirkung einer Tomatensuppe und Salat zwang ich mich zum Immatrikulationsamt und hing halb verzweifelt vor Frau S. Es ist kein Problem für das Sommersemester etwas anderes zu bekommen, also habe ich mich für Germanistik und oder eventuell Kunst und Medien entschieden. Ich hege ein böse Vorahnung, denn es ist im Prinzip nicht nur der Inhalt der Fächer, sondern die Art und Weise wie es vermittelt wird, die mir nicht behagt. Nichts gegen Chaos, aber das ist mir allles zu leichtfüßig. Ich habe nicht den Nerv alles zuhause ( Wo auch immer das ist ... ) durchzuarbeiten, aber das bleibt in einem Studium nun mal nicht aus. Trotzdem ist das, was vermittelt werden könnte, einfach viel zu spärlich, unübersichtlich und grob angerissen, daß ich jedes Mal wütig eine Vorlesung verlasse. Ansonsten habe ich mich heute von meiner Lust dirigieren lassen und Weintrauben gekauft. Rot. Sehr süß. Sehr stimmungsfördernd. Nebenbei verschlang ich die Grobskizze eines Germanistikstudiums und ich finde es klingt schmackhaft. Aber die Realität sieht anders aus. Vielleicht sollte ich mich einfach mal in eine Vorlesung setzen und gleich die Finger davon lassen. ,, Ja, das ist doch logisch, oder ?" Ach, es tut einfach nur gut, seine Gedanken niederzuschreiben, wenn es hier auch weit eingeschränkt getan werden kann. Es wirkt dadurch systematischer.