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Remarque, Arc de Triomphe[color=#101e70]Ravic ging zum Fenster. Er fand einen Rolladen und ließ ihn herunter. Darüber zog er die Vorhänge fest. Das Zimmer war jetzt fast dunkel. Er ging und setzte sich neben das Bett. Joan bewegte die Lippen. »Es dauert.. so lange.. es hilft nicht mehr, Ravic..« »In ein paar Minuten.« Sie lag still. Die Hände lagen tot auf der Decke. »Ich muß dir.. vieles.. sagen..« »Später, Joan..« »Nein. Jetzt.. ist keine Zeit mehr. Vieles.. erklären..« »Ich glaube, ich weiß das meiste, Joan..« »Du weißt es?« »Ich glaube.« Die Wellen. Ravic konnte sehen, wie die Wellen der Krämpfe durch sie gingen. Beide Beine waren jetzt paralysiert. Die Arme auch schon. Die Brust hob sich noch. »Du weißt.. daß ich immer nur mit dir..« »Ja, Joan..« »Das andere war nur.. Unruhe..« »Ja, ich weiß es..« Sie lag eine Weile. Sie atmete mühsam. »Sonderbar..«, sagte sie dann sehr leise. »Sonderbar.., daß man sterben kann.. wenn man liebt..« Ravic beugte sich über sie. Da war nur noch Dunkelheit und das Gesicht. »Ich war nicht gut.. für dich«, flüsterte sie. »Du warst mein Leben..« »Ich kann.. ich will.. meine Hände.. kann nie mehr.. dich umarmen..« Er sah, wie sie sich anstrengte, ihre Arme zu heben. »Du bist in meinen Armen«, sagte er. »Und ich in deinen.« Sie hörte einen Augenblick auf zu atmen. Ihre Augen waren ganz im Schatten. Sie öffnete sie. Die Pupillen waren sehr groß. Ravic wußte nicht, ob sie ihn sah. »Ti amo«, sagte sie. Sie sprach die Sprache ihrer Kindheit. Sie war zu müde für das andere. Ravic nahm ihre leblosen Hände. Etwas zerriß in ihm. »Du hast mich leben gemacht, Joan«, sagte er in das Gesicht mit den starren Augen hinein. »Du hast mich leben gemacht. Ich war nichts als ein Stein. Du hast gemacht, daß ich lebe..« »Mi ami?« Es war die Frage eines Kindes, das sich schlafen legen will. Es war die letzte Müdigkeit hinter allen anderen. »Joan«, sagte Ravic. »Liebe ist kein Wort dafür. Es ist nicht genug. Es ist nur ein geringer Teil, es ist nur ein Tropfen in einem Fluß, ein Blatt an einem Baum. Es ist so viel mehr..« »Sono stata.. sempre con te..« Ravic hielt ihre Hände, die seine Hände nicht mehr fühlten. »Du warst immer mit mir«, sagte er und merkte nicht, daß er plötzlich deutsch sprach. »Du warst immer mit mir, ob ich dich liebte, ob ich dich haßte oder gleichgültig schien - es änderte nie etwas, du warst immer mit mir und immer in mir..« Sie hatten immer nur in einer geborgten Sprache miteinander gesprochen. Jetzt, zum erstenmal, sprach jeder, ohne es zu wissen, in seiner. Die Barrieren der Worte fielen, und sie verstanden sich mehr als je. »Baciami..« Er küßte die heißen, trockenen Lippen. »Du bist immer mit mir gewesen, Joan.. immer..« »Sono stata.. perduta.. senza di te..« »Ich war verlassener ohne dich. Du warst alle Helligkeit und das Süße und das Bittere - du hast mich geschüttelt, und du hast mir dich und mich gegeben. Du hast mich leben gemacht.« Joan lag ein paar Minuten ganz still. Ravic beobachtete sie. Die Glieder waren tot, alles war tot, nur noch die Augen lebten und der Mund und der Atem, und er wußte, daß die Hilfsmuskeln der Atmung jetzt langsam von der Lähmung erfaßt würden; sie konnte kaum noch sprechen, sie keuchte bereits, ihre Zähne knirschten, ihr Gesicht verzerrte sich, sie kämpfte. Ihr Hals war gekrampft, sie versuchte noch zu sprechen, die Lippen zitterten. Röcheln, tiefes, grauenvolles Röcheln; endlich brach der Schrei durch. »Ravic«, stammelte sie. »Hilf.. Hilf.. Jetzt!« Er hatte die Spritze vorbereitet gehabt. Rasch nahm er sie und stach sie unter die Haut. Sie sollte nicht langsam, qualvoll lange und mit immer weniger und weniger Luft ersticken. Sie sollte nicht sinnlos leiden. Da war nur noch Schmerz vor ihr. Nichts als Schmerz. Vielleicht für Stunden.. Die Augenlider zitterten. Dann wurde sie ruhig. Die Lippen gaben nach. Der Atem wurde still. Er zog die Vorhänge zurück und rollte die Jalousie auf. Dann ging er zum Bett zurück. Joans Gesicht war erstarrt und fremd.[/color] |
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